55 Jahre KFS - eine interessante und abwechslungsreiche Geschichte
Die Gründungsjahre
Der Katholische Familienverband Südtirol wurde am 27. Mai 1966 in Bozen mittels Gründungsakt ins Leben gerufen. Den Gründerfamilien ging es darum, einen Verband mit "christlicher und Tiroler Ausrichtung" zu gründen, für Familienbildung und Familienpolitik einzustehen.
Alle Familien sollten sich darin wohlfühlen - auch kirchenferne und Teil-Familien. Der neu gegründete Familienverband war zunächst mittellos. Einzig und alleine durch die ehrenamtliche Leistung der Gründerfamilien unter der Leitung des Gründungspräsidenten Dr. Franz Waldner konnte die Organisation des Familienverbandes auf Bezirks- und Zweigstellenebene aufgebaut werden.
Die erste Zweigstelle
Die erste Zweigstelle des KFS wurde in Burgeis im Vinschgau gegründet. Schritt für Schritt folgten Gründungen in allen Teilen des Landes. So wuchs die Anzahl der Mitglieder bald auf über 10.000 und die Anzahl der Zweigstellen auf mehr als 100.
Jahre des Aufbaus
Die Finanzen des Verbandes entwickelten sich parallel mit dessen Anerkennung. Mitgliedsbeiträge und Spenden aus Nord- und Südtirol bildeten die finanzielle Grundlage für das Wachstum. So kam es, dass schließlich mit Konrad Feuer der erste Geschäftsführer des KFS eingestellt und ein Büro am Pfarrplatz bezogen wurde.
1969 wurden konstruktive Vorschläge zum Thema der Sexualerziehung vorgebracht. Die aufkommende Drogengefahr in Südtirol wurde angesprochen, sowie die Bereiche der Ehescheidung und Abtreibungen öffentlich thematisiert. So wurde im Rahmen des KFS die erste deutschsprachige Eheberatung gegründet, sowie Vorschläge zur Vorbeugung der Abtreibung und Hilfe für junge Mütter und Familien ausgearbeitet.
Ende der 80er Jahre sind die ersten Diskussionen über die Alleinerziehenden aufgekommen, die ersten Ehetrennungen und –scheidungen wurden vollzogen, es gab immer mehr Alleinerziehende mit Kindern. Aus diesem Bedürfnis wurden in einzelnen Orten Selbsthilfegruppen organisiert, und der Katholische Familienverband Südtirol führte nicht unumstrittene Diskussionen über die Zusammensetzung einer Familie. Seit Mitte der 90er Jahre gibt es die Plattform für Alleinerziehende, die auch von Seiten des KFS unterstützt wird.
1991 wurde ein neues Büro in der Dr.-Streiter-Gasse angemietet, das ausreichend Platz für die inzwischen vier hauptamtlichen MitarbeiterInnen bot.
Außerdem hat der KFS in den Jahren unter Präsidentin Dr. Christine von Stefenelli den Vorsitz der FAFCE, der Föderation der Katholischen Familienverbände in Europa übernommen. Der KFS gehört zu den Gründungsmitgliedern der FAFCE.
In die Jahre des Aufbaus fällt auch eine Reihe von Initiativen, die der KFS gestartet hat und aus denen inzwischen eigenständige Vereine hervorgegangen sind:
1983 übernahm der Familienverband das Haus der Familie in Lichtenstern, um es als Stätte der Bildung und Erholung für die Südtiroler Familien zu renovieren und wieder zu beleben. In einer groß angelegten Spendenaktion sammelte der KFS für den Umbau in Lichtenstern. 1984 wurde der Verein Haus der Familie gegründet, im selben Jahr erfolgte die Grundsteinlegung, bereits 1986 wurde das neue Bildungszentrum für Familien feierlich eingeweiht
1986 wurde in Bozen und Bruneck die Initiative Frauen helfen Frauen gegründet, dessen juridischer Träger der Familienverband am Anfang war. Ziel der Initiative war und ist es, Frauen und Mädchen in Krisensituationen eine kostenlose, unbürokratische und auf Wunsch anonyme Aussprachemöglichkeit zu bieten sowie die interessierten Frauen vor allem zur Selbsthilfe anzuleiten. Der Verein Frauen helfen Frauen wird seit 1990 als eigenständige Organisation geführt und hat mittlerweile auch Beratungsstellen in Meran und Mals.
Das Haus der geschützten Wohnungen des KFS wurde 1989 eröffnet und bietet seitdem physisch und psychisch misshandelten Frauen und ihren Kindern Schutz und Hilfe. In sieben Wohnungen finden die Hilfe suchenden Frauen bis zu einem halben Jahr eine vorübergehende Wohnmöglichkeit, damit sie von ihrer bisherigen Situation Abstand gewinnen, Probleme erkennen und das eigene Leben selbstständig in die Hand nehmen können.
Wo steht der Familienverband heute?
2011 hat der KFS die Möglichkeit genutzt, die Basis des Verbandes noch weiter zu stärken. Durch die Unterstützung des Landes Südtirol, der KFS-Zweigstellen und der Mitgliedsfamilien sowie durch die hervorragende Arbeit in den letzten Jahren konnte der Familienverband unter Präsidentin Utta Brugger in ein eigenes Büro investieren. Der neue Sitz des KFS befindet sich in der Wangergasse 29 und ist seit dem Jahr 2014 vollständig im Besitz des Familienverbandes.
Die tragenden Säulen des KFS
Familienbildung
Familien sind die ersten Wertevermittler der Gesellschaft. Deshalb greift der KFS eine Vielzahl an Themen auf, die den Familien im Alltag eine Stütze sein sollen. „Liebevoll und bestimmt Grenzen setzen“ oder „Pubertät: Großbaustelle Gehirn“ sind nur einige der klingenden Titel, zu denen Experten aus dem In- und Ausland bei Kursen, Seminaren und Vorträgen informieren. Seit 1975 erscheint außerdem die Verbandszeitschrift „FiS-Familie in Südtirol“.
Familienfreizeit
Gemeinsam mit verschiedenen Partnerorganisationen werden im Bereich Familienfreizeit Familienfeste, Wanderungen, Spielegruppen, Bastelnachmittage, Faschingsfeiern und vieles mehr organisiert. Die Sommerkinderbetreuung ist dem Verband besonders wichtig. In diesem Bereich sind es die Zweigstellen, die mit viel Einsatz und Kreativität tolle Programme auf die Beine stellen. Ein pädagogisch versiertes Team macht den Sommer für etwa 2000 Kinder und Jugendliche zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Familienpastoral
In der immer schnelllebigeren Zeit will der KFS den Familien Sinn und Orientierung geben, gerade was die Pflege von Ritualen und Traditionen anbelangt. Der gemeinsame Familiensonntag mit Bischof Ivo Muser ist mittlerweile ein fixer Termin. In den Zweigstellen organisiert der KFS immer wieder lebendige Gottesdienste und stellt Material zur Verfügung, um Familien in der Gestaltung des religiösen Lebens zu unterstützen.
Familienpolitik
„Für fast 80 Prozent der Südtiroler Jugendlichen gehört die Gründung einer eigenen Familie zur Verwirklichung eines glücklichen Lebens“, zitiert Angelika Mitterrutzner die ASTAT-Jugendstudie. Gerade deshalb sei es dem KFS wichtig, aktive Familienpolitik zu betreiben und junge Menschen in ihrem Lebenstraum zu unterstützen.
Familienhilfe
Die Not der Menschen zu erkennen und Hilfe anzubieten ist ein weiteres Anliegen. Seit 1989 gibt es den Hilfsfonds „KFS-Familie in Not“. Der Hilfsfonds bietet jenen, die unverschuldet in eine Notsituation geraten sind eine Überbrückungshilfe an. Außerdem vermittelt der KFS eine einmalige kostenlose Rechtsberatung.
Im Bild unten links: Gründungspräsident Franz Waldner
Im Bild unten rechts: der ehemalige Geistliche Assistent Willi Rotter